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Inwiefern beeinflussen Faktoren wie Intimität, Selbstbestimmung und Demokratie das Trennungsrisiko von...

...verheirateten und unverheirateten Paaren?

Bild: Zwei Personen draußen. Umarmt andere Person von hinten andere gibt einen Kuss auf die Wange.

Um dieser Frage nachzugehen, verglichen WiSo-Professor Dr. Michael Wagner (Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der WiSo) und ehemalige Kollegin Dr. Nicole Hiekel, verheiratete und unverheiratete zusammenlebende Paare in Deutschland.

Sie fanden heraus, dass die neue gesellschaftliche Norm einer "individualisierten Beziehung", die ein Gefühl der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, aber auch mehr emotionale Nähe und Gleichberechtigung fördert, in dem untersuchten Land für zusammenlebende Paare eher realisierbar ist als für verheiratete Paare. Unverheiratete Paare, die zusammenleben, haben ein höheres Maß an Intimität, Selbstbestimmung und Demokratie als verheiratete Paare.

"Die abnehmende Bedeutung sozialer Institutionen und Normen im Zusammenhang mit Beziehungen hat sich verändert, und damit haben sich auch die Ansprüche der Menschen an eine Beziehung geändert. Die Menschen suchen nach tieferer Intimität, Selbstbestimmung und Demokratie - was sie in einer individualisierten Beziehung bekommen können", sagt Professor Wagner.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder eine Erklärung dafür sein könnten, warum verheiratete Paare seltener den Standards einer individualisierten Beziehungspraxis gerecht werden. Kinder schränken die Fähigkeit verheirateter Paare ein, in die sozio-emotionalen Aspekte der Beziehungsfunktion zu investieren, und verringern die Möglichkeiten, sich selbstbestimmt zu fühlen und zu handeln sowie eine egalitärere Beziehungslösung zu finden.

Die Studie zeigt auch, dass Lebensgefährt:innen ein höheres Maß an individualisierten Beziehungspraktiken angeben. Da Lebensgemeinschaften jedoch weniger in ihre Partnerschaft investieren (Kinder, Wohneigentum), ist die statistische Wahrscheinlichkeit, dass sie in einer Trennung enden, höher als bei Ehen. Verheiratete Paare profitieren mehr von einem hohen Maß an emotionaler Nähe als Zusammenlebende. Statistisch gesehen ist die Ehe dementsprechend nach wie vor eine Institution, die die Menschen besser vor der Erfahrung einer Trennung schützt, insbesondere wenn sie sich ihrem Partner emotional nahe fühlen.